Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)?
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) gehören in der Schweiz zu den häufigsten Erkrankungen: Eine von 350 Personen, also über 25‘000 Menschen leiden daran.
Unter dem Sammelbegriff chronisch entzündliche Darmerkrankung werden Krankheitsbilder zusammengefasst, die sich durch schubweise wiederkehrende oder kontinuierlich auftretende, entzündliche Veränderungen des Darms auszeichnen. Diese Erkrankungen führen zu Beschwerden wie Durchfall mit Blut oder Schleim im Stuhl, heftige Bauchschmerzen sowie Symptome von anderen Organsystemen. Grund dieser Entzündung ist eine übermässige Reaktion des Immunsystems auf körpereigene Keime oder Zellen, die sich normalerweise im Darm befinden. Der Auslöser dieser Reaktion bleibt bislang trotz intensiver Forschung unklar. Es gibt immer wirksamere Therapien, doch bis heute keine Heilung. Eine Reihe von Medikamenten und Unterstützung aus der Komplementärmedizin stehen zur Verfügung, die vor allem die Entzündung unterdrücken und die Entwicklung von Komplikationen verhindern sollen. In schweren Fällen kommen auch chirurgische Eingriffe in Frage. Die häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
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Morbus Crohn
Beim Morbus Crohn (Morbus = Krankheit, Crohn nach Burrill B. Crohn, er veröffentlichte die erste wissenschaftliche Beschreibung dieses Krankheitsbildes) handelt es sich um eine chronische
Erkrankung, die in Schüben verläuft.
Die Entzündung kann im Unterschied zur Colitis ulcerosa den gesamten Verdauungstrakt –
von der Mundhöhle bis zum After – betreffen. Am häufigsten befällt der Morbus Crohn den
Bereich des terminalen Ileums, also den Übergang vom Dünndarm in den Dickdarm.
Zwei weitere Unterschiede zur Colitis ulcerosa sind typisch für den Morbus Crohn:
Die Erkrankung breitet sich nicht kontinuierlich aus, sondern sie kann mehrere, nicht
zusammenhängende Stellen des Verdauungstraktes befallen; ausserdem erfasst sie nicht
nur die oberste Schleimhautschicht, sondern sie kann alle Schichten der Darmwand betreffen.

Colitis ulcerosa
Die Colitis ulcerosa ist eine chronische, d.h. langdauernde/lebensbegleitende Erkrankung
des Dickdarms, die meist in Schüben verläuft.
Sie verursacht Geschwüre (lat. ulcera, daher ulcerosa = geschwürig) in der inneren
Schleimhautschicht des Kolons, wie der Dickdarm auch genannt wird
(colitis: Entzündung des Kolons). Diese Entzündung der Darmschleimhaut breitet sich am
Mastdarm beginnend kontinuierlich unterschiedlich weit im Dickdarm aus. Am Anfang des
Dickdarms oder am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm kommt die Colitis ulcerosa
zum Stillstand. Damit unterscheidet sich die Colitis ulcerosa von der anderen häufigen
chronisch entzündlichen Darmerkrankung, dem Morbus Crohn, der alle Bereiche des
Verdauungstrakts befallen kann.
Männer und Frauen erkranken etwa gleich oft an Colitis ulcerosa – und zwar häufig als
junge Erwachsene im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Doch kann grundsätzlich jeder erkranken, auch Kleinkinder und ältere Menschen. So ist auch eine Alters-Colitis bekannt.

Kollagene Colitis
Die Kollagene Colitis (Kollagencolitis, mikroskopische Colitis) ist eine mutmasslich
chronische, etwas atypisch verlaufende Entzündung der Schleimhaut des Dickdarms,
deren Ursache nach wie vor nicht geklärt ist und die sich mit starkem wässrigem
Durchfall bemerkbar macht.
Die Besonderheit der Erkrankung liegt in der übermässigen Ausbildung einer Membran,
welche die Schleimhautepithelzellen von den darunterliegenden Schichten der
Darmwand trennt. Diese Membran verdickt sich bei der Kollagenen Colitis monströs und
besteht dann im Wesentlichen aus Reparaturkollagenen, wie sie etwa bei der
Narbenbildung auftreten.
Direkt verwandt und vermutlich identisch mit der Kollagenen Colitis ist die
lymphozytäre Colitis mit gleichem klinischem Bild, bei der histologisch aber nicht die Membranverdickung im Vordergrund steht, sondern ein Infiltrat aus Lymphozyten in der Schleimhaut, das dort normalerweise nicht zu finden ist.

Reizdarm
Nicht zu verwechseln sind die CED mit dem harmloseren, aber auch sehr unange-
nehmen Reizdarmsyndrom. Dieses ist eine funktionelle Störung des Magen-Darm-Traktes
ohne organische Ursache.
Man findet auch keine sichtbaren Laborveränderungen. Das Reizdarmsyndrom ist eine
der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes: 10 bis 15 % der erwachsenen
Bevölkerung sind davon betroffen. Typische Beschwerden sind Bauchschmerzen,
veränderte Stuhlgewohnheiten (chronische Verstopfung, Durchfall oder abwechslungs-
weise beides) sowie Blähungen. Das Reizdarmsyndrom hat oft einen langjährigen
Verlauf, wobei die Intensität der Beschwerden individuell verschieden ist und auch im
zeitlichen Verlauf starken Schwankungen unterliegt.
Das grosse Problem beim Reizdarm ist eine sogenannte Überempfindlichkeit der Schmerzwahrnehmung. Frauen sind etwa zweimal häufiger betroffen als Männer. Der Reizdarm kann weder durch anti-entzündliche oder immunsuppressive Medikamente noch durch TNF-Blocker beeinflusst werden.

Untersuchungsmethoden
Der Weg bis zur endgültigen Diagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung
ist oft langwierig und belastend. In vielen Fällen dauert es bis zu zwei Jahre, bis die end-
gültige Diagnose bekannt ist.
Dies liegt unter anderem an den oft nicht sofort auf eine solche Darmkrankheit hin-
weisenden Symptomen. Liegt dann aber ein konkreter Verdacht vor, gibt es eine Reihe
von Diagnoseverfahren, welche definitive Antworten liefern sollen. Auch nach der
Diagnosestellung muss man sich als Patient immer wieder der einen oder anderen
dieser Untersuchungen unterziehen.
Laboruntersuchungen von Blut- und Stuhlproben geben Aufschluss über das Ausmass
der entzündlichen Aktivitäten. An solchen Untersuchungen kann auch der Erfolg der
Therapien gemessen werden. Ebenfalls können dadurch Medikamentennebenwirkungen
und -unverträglichkeiten aufgedeckt werden.

Schulmedizinische Behandlung
Bei Morbus-Crohn- oder Colitis-ulcerosa-Betroffenen können mehr als 160 verschiedene
Gene verändert sein. Die Heilung bzw. Ausschaltung dieser Risikogene und damit das
Verhindern von Krankheitsausbrüchen oder gar der Krankheitsentstehung ist bisher
nicht möglich. Vor diesem Hintergrund müssen sich Patient und Arzt mit einer Besserung
zufriedengeben. Trotz dieser auf den ersten Blick ernüchternden Feststellung haben
sich die Behandlungsmöglichkeiten bei Patienten mit einer CED in den letzten Jahren
deutlich verbessert.
In den meisten Fällen ist die Erkrankung mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten
gut in den Griff zu bekommen. Viele Betroffenen setzen dabei zur Ergänzung der schul-
medizinischen Therapie auf sogenannte komplementäre Methoden. In einigen Fällen
stellt eine Operation – zur Öffnung von Darmverengungen oder in schwereren Fällen
zur Entfernung von Darmteilen – eine Alternative dar, die, auch wenn es im ersten Augenblick nicht so scheinen mag, eine Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringt.

Komplementäre Behandlung
Viele Patienten fürchten sich vor den Nebenwirkungen der oben genannten Medikamente. Die vielen chemischen Inhaltsstoffe machen auch oft sehr müde. Wohl aus diesen zwei Gründen wenden einige CED-Patienten auch komplementäre Therapiemethoden an. Eine kleine Auswahl soll hier vorgestellt werden. Wichtig ist, dass diese Methoden unterstützend eingesetzt werden, die konventionellen Therapien aber keinesfalls ersetzen können.
Pflanzenheilkunde: Pflanzliche Therapien mit Flohsamen oder Gelbwurz haben sich bei CED-Patienten bisher bewährt. Die Wirkung von Weihrauch oder Heidelbeeren wird momentan untersucht.
Bewegungstherapien: Yoga, Qi Gong und Feldenkrais können Entspannungstechniken, Körperwahrnehmung und -beweglichkeit unterstützen.
Homöopathie: Dazu gibt es bisher keine klinischen Studien bei CED.
Traditionelle Chinesische Medizin: Bei einer leichten bis mittelgradigen Krankheitsaktivität kann eine begleitende Akupunktur unterstützend wirken. Generell kann aber die Chinesische Medizin die spezifische Symptomatik einer CED oft nicht genügend einschätzen, was zu unbefriedigenden Behandlungen führen kann.